EIN ZIMMER FÜR MICH

Bild von Maria Legat im Hintergrund, im Vordergrund Rauminstallation von Eva Ursprung

Fotos: (C) Nikolaos Zachariadis

EIN ZIMMER FÜR MICH … ist inspiriert von der eleganten Schriftstellerin und präzisen Denkerin Virginia Woolf. Sie hat mit „A Room of One´s Own“ 1929 einen Denkraum in die Welt gesetzt, der ermächtigt und ermuntert. Und der noch immer: fast 100 Jahre später Energien, Gefühle und Gedanken, die beflügeln in uns erzeugt. Virginia Woolf beschrieb in ihrem Essay die Forderung an Geld und Raum für Frauen, die schreiben möchten. Ohne Raum können wir nicht atmen, ohne Raum geht uns die Luft aus. Ohne Raum können wir uns nicht entfalten. Ein Raum muss nicht unbedingt ein Zimmer sein, aber ohne Raum gibt es kein Zimmer. Ob es notwendig ist, gezielt ausschließlich nur für weibliche Bedürfnisse Räume zu erschaffen ist fragwürdig.Das Menschenrecht auf Wohnraum gibt Auskunft: Für alle Menschen ist es notwendig wohnen zu können.

Seit 1975 dürfen Frauen ohne Zustimmung des Ehemannes arbeiten gehen. Sie haben sich Räume erschlossen, die zuvor mit absurden Begründungen verwehrt wurden. Diese Räume möchten behalten und gepflegt werden. Innerhalb dieser Ausstellung werden verschiedene Themen verhandelt: Da ist die Arbeit von Eva Ursprung „Rette sich wer kann“, Rettungsringe, die für so viel stehen, was wir alle benötigen. Hilfe, Unterstützung, Rettungsräume. Aber es sind nur 12 vorhanden. Was passiert mit den anderen? Lisa Reiters Arbeit „Calendar“ spannt wieder einen anderen Raum auf: einerseits ist es der physische Arbeitsraum, der das Grundmuster vorgibt und andererseits der familiäre Raum, der sich auftut, der schützt, Halt gibt, aber der auch verlassen, wieder aufgesucht und erweitert werden kann. Lisa Reiter zeigt zwei unterschiedliche Arbeiten. Ihre Arbeit „Der Schnee rund ums Haus“ bearbeitet körperliche Erscheinungen, die aus einem zu viel an Druck resultieren. Darunter versteht sie primär den Druck, den die eigenen Erwartungen an sich oder auch jene von außen auslösen können.

Manchmal sind diese Räume und Häuser der Künstlerin, so wie das berühmte Femme Maison von Louise Bourgeois: Bestimmt, klar umrissen. Selbstbestimmtheit, Ausweichmöglichkeit und Gefängnis zugleich. Das zur Decke strecken oder den Raum erweitern ist Thema von Eva Ursprungs Arbeit. Ihre zweite Arbeit im Raum: Fluide Räume erweitert ihren Raum. Sie schreibt sich ein in dieses Badezimmer und erweitert gleichzeitig den gesamten Ausstellungsraum.

Maruša Sagadins Arbeit Meet the Residents (Brothers and Sisters, Freundschaften gibt´s nur auf Augenhöhe“ verteilt sich im Raum, so als wäre sie eingezogen. Sagadin ist auch mit einer weiteren Arbeit „Hoop“ im Raum vertreten. Ihre Arbeiten changieren zwischen Skulptur, Architektur, urbanem Raum, Geschlecht und Sprache.

Auf Maria Legats „Dem Sukzess“, tummeln sich hybride zentaurenähnliche Fußballspielende, die weder als feminin bzw. maskulin gelesen werden können und brechen die Dualität von Geschlechternormen nicht nur im Sport auf, erlauben keine Vorab-Einteilung um patriarchalen Machstrukturen Nährboden zu geben. Ein Wunschraum der keinen an das Geschlecht geknüpften Unterschied im Überall zulässt. Die Risse und Uneindeutigkeiten werden von JULIANNA bearbeitet.

… Was tun, wenn die Räume kleiner werden, alles enger wird? Dran bleiben, sie werden schon wieder weiter …

Text: nicole pruckermayr

Künstlerinnen JULIANNA Maria Legat nicole pruckermayr Lisa Reiter Maruša Sagadin Eva Ursprung Eva Wassertheurer

Eröffnung: Mittwoch, 11. September 2024 um 18 Uhr

Dauer der Ausstellung: 12. September bis 18. Oktober 2024

Öffnungszeiten: jeweils Donnerstag-Samstag 16-20 Uhr und nach Vereinbarung Ort: Am Steinfeld 8, 8020 Graz, Green Tower EG neben Haupteingang/Stadtteil Reininghaus

Eine Ausstellung der Steirischen Kulturinitiativen in Kooperation mit dem Verein Stadtteil Graz Reininghaus. gefördert von Stadt Graz Kultur und Land Steiermark Kultur

https://kulturinitiative.at/2024/08/13/zimmer/